Gespräch in Reesdorf am 07.11.23

Das Forum Klimaschutz Bordesholm hat dieses bewegende Thema im Blick. Dazu ist eine Veranstaltung in Reesdorf geplant. Hier die Einladung :

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

im Forum Klimaschutz Bordesholm engagieren wir uns ehrenamtlich zu der Frage, wie neben der Energiewende die sog. „Wärmewende“ (weitgehender Verzicht fossiler Energieträger für die Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser) vorangebracht werden kann. Denn den Löwenanteil mit rund 70 % des fossilen Energieverbrauchs macht die Wärmeversorgung unserer Häuser aus. Näheres kann hier unter: „Aktuelles/Wärme Grundinformationen“ eingesehen werden.

Ergänzend zu den offiziellen Schritten eines „Klimaschutzkonzepts“ für das Amt und auch für die Amtsgemeinden (was noch recht lange auf sich warten lassen dürfte), wollen wir in einer Art Pilotversuch in Reesdorf einmal die Problemsicht und Haltung direkt Betroffener vor Ort (in Besonderheit der ländlichen Lage) erkunden und erste Fragen diskutieren bzw. versuchen zu beantworten.

Dazu laden wir am 7. November um 19:30 Uhr in unser Dorfgemeinschaftshaus/Feuerwehr ein. Der Klimaschutzmanager des Amtes, Arne Stenger, will versuchen, dabei zu sein.

Wir freuen uns auf einen anregenden Austausch

Für die AG’s Energie und Wohnen im Klimaforum

Wilfried Kühling

 

[ Hajo Löffler ]

Eindrücke vom 07.11.23 : ein Kurzbericht

Mit Zustimmung der Reesdorfer Gemeindevertretung luden die Arbeitsgruppen „Energie“ und „Wohnen“ unseres „Forums Klimaschutz Bordesholm“ zu einer Information und Diskussion zum Thema ein. Die Einladung dazu wurde in allen Häusern verteilt. Die Anwesenden (16-17 Personen) repräsentieren etwa knapp 20 % der Häuser.

Ziel des Abends sollte sein, die besondere Situation in einer kleinen ländlichen Amtsgemeinde mit sehr heterogener Gebäudestruktur einzufangen, um im Rahmen des Bordesholmer Klimaschutzkonzepts erste Erfahrungen vor Ort zusammen.

Wilfried Kühling (als Mitglied der Arbeitsgruppe Energie und Reesdorfer Bürger) gab zur Einführung einen Überblick über die Bedeutung einer notwendigen Wärmewende – in Abgrenzung zur häufig im Fokus stehenden Energiewende – und machte deutlich, dass sicher weniger als 17 % des Altbestands von Häusern mit Wärme aus erneuerbaren Energien versorgt werden (insbesondere für Heizung/Warmwasser). Was die Bedeutung der derzeitigen Diskussion auch bundesweit ausmacht.

Es wurde die zentrale Frage angesprochen, dass es insbesondere um eine verlässliche Abstimmung zwischen der Dämmung der Gebäudehülle einerseits und der Heizungstechnik andererseits geht. Und dass dabei eine sehr langfristige Perspektive eingenommen werden muss, da (oft aufwendige Dämmmaßnahmen) sich über einige Jahrzehnte rechnen und auch bei der Frage der zukünftigen Betriebskosten (CO2-Preisentwicklung) eine große Rolle spielt. So wurde an einem Beispiel genannt, dass – über die gesamte Lebensdauer betrachtet – mit einer Wärmepumpe (als derzeit effizientestes Heizsystem) bis zu 20.000 € gegenüber einer Gasheizung eingespart werden kann (unter Beachtung von Förderungen etc.). Auf grundlegende Informationen dieser Website wurde hingewiesen.

Ebenfalls angesprochen wurde das derzeitige Anliegen der Versorgungsbetriebe Bordesholm, das vorhandene Gasnetz um- und aufzurüsten, um die Forderung der 65 % Erneuerbaren bei der Heizungsversorgung zu gewährleisten. Dabei wurde auch das Problem der insgesamt erhöhten Energiemengen zur Produktion zusätzlicher Mais-Anbauflächen, der aufwändigen und fraglichen Produktion eines Anteils von Wasserstoff, die Problematik der technischen Umrüstung im Einzelfall und weitere Aspekte angesprochen (siehe auch die Diskussion in den Kieler Nachrichten).

Die derzeitige Situation aufgrund des neuen „Heizungsgesetzes“ zum 01.01.2024 wurde in den Grundzügen erläutert und festgestellt, dass in den kommenden Jahren bis 2028 eine unklare Situation für individuelle Entscheidungen entsteht, da auch für Neubauten in Bestandsgebieten die Regelungen des Gesetzes noch nicht greifen. Die Frage eines förmlichen Klimaschutzkonzeptes wird also evident, gilt aber für die Amtsgemeinden nur auf freiwilliger Basis.

Als wichtig wurde hervorgehoben, dass ab dem kommenden Jahr eine Beratungspflicht beim Einbau neuer Heizungen gilt und alleine in Bordesholm drei zertifizierte und für die Förderprogramme des Bundes offiziell empfohlene Energieberater ansässig sind (https://www.energie-effizienz-experten.de/). Die Notwendigkeit einer fachlich fundierten Beratung wurde hervorgehoben, aber auch die Frage gestellt, wie es um die Kompetenz und Verfügbarkeit der auch per Gesetz vorgesehenen Berater (Schornsteinfeger, Heizungsinstallateure etc.) steht.

Deutlich gemacht wurden auch die enormen Fördersätze nach dem „Heizungsgesetz“, die bis zu 70 % kombiniert werden können und zusätzlich auch die Beratungskosten mit 80 % bzw. mit 1300-1700 € bezuschusst werden. Und es stehen günstige KfW-Kredite für die Sanierung von Wohngebäuden bis zu 150.000 € (neben attraktiven Investitionszuschüssen) bereit.

Versuchtes Fazit

Die heterogene, auf Einzelgebäude verteilte räumliche Struktur auf der einen Seite, die unterschiedliche Ausstattung mit vorhandenen oder geplanten Dämmungen bei sehr individuellen Heizsystemen (von Gas über Holz bis zu bereits eingesetzten Wärmepumpen/PV-Anlage), dazu mit unterschiedlichen, noch verfügbaren Laufzeiten lassen es im ersten Ansatz als kaum möglich erscheinen, ein konsistentes Wärmekonzept für die Gemeinde Reesdorf zu erstellen. Es müsste wohl sehr aufwendig jedes Gebäude begangen werden, um abschätzen zu können, was (neben den spezifisch individuellen Lösungen) an weiterer Planung möglich ist. Insofern könnte die Beibehaltung des vorhandenen Gasnetzes der VBB für manche Anschlüsse durchaus attraktiv sein, da müssten die konkreteren Planungen/Entwicklungen aber abgewartet werden.

Wilfried Kühling

[ Hajo Löffler, 04.12.23 ]